Feminismus

Vier Szenen um
Clara Zetkin

Vier Szenen um Zetkin ist inspiriert von dem Photo, das sie mit Rosa Luxemburg zeigt, von dem Mut und dem Mutmachen der Sozialistin – und von der Sehnsucht nach roten Nelken, einmal im Jahr, mindestens, wie früher, am 8. März. Zum Internationalen Frauentag 2012 und zu einem Salong im Haus drei in Hamburg geschrieben.

1. Prekariat in Paris

Sich einer historischen Person nähern. Die Horizontale der geschichtlichen Zeit, wir denken es uns als Strahl mit Schwellen, wissend, dasz das Modell Eismeer, in dem die zerbrochenen Platten sich gegeneinander werfen, der Geschichte im Sinne von Sache näher kommt. In dem Strahl mit Schwellen stecken die Figuren. Blicken wir lange genug hin, was meint, bis wir anstelle der nackten Linie Land sehen, die Andeutung einer Landschaft, Schatten, wir füllen sie mit Fremdem und Bekanntem.
Die Landschaft ist – Ruth Klüger prägte das Wort – Zeitschaft.
Sich einer historischen Person nähern, heiszt, sich die Gegend mittels spezieller optischer Geräte anzusehen. Die Brille, die wir ohnehin tragen, eine Extra-Linse, ein Okular – übrigens kein sog. Objektiv, ein für unser Unterfangen überflüssiges Gerät. Wir stellen die Umrisse, die vertikalen und horizontalen Linien und die Schatten scharf.
Clara Zetkin lebte in ärmlichsten Verhältnissen, in einem, bzw. in zwei kleinen Zimmern mit Mann und zwei Kindern in der glanzvollsten europäischen Capitale, in Paris. Belle Epoque, Weltausstellungen, Warenhäuser, die groszen Boulevards als Pracht-Schneisen geschlagen durch einstige Arme-Leute-Gegenden. Der Hochkapitalismus der 1880er Jahre. Die Zetkins wohnen erst am Boulevard de Port Royal, dann an der Rue Flatters. Die Zetkins leben von der Hand in den Mund durch Übersetzungen, kleine Artikel und andere Schreibarbeiten. Und sie leben von der Solidarität der anderen Emigranten – man teilt Kohlen und Mahlzeiten und dennoch auch auf Pump. Clara Zetkin spricht neben Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch und etwas Russisch. Ossip Zetkin Russisch, Deutsch und Englisch.

1887 schreibt Clara Zetkin an Karl Kautsky:
„Geld ist zwar Dreck – aber Dreck ist leider kein Geld.“

Dem Freund und Genossen Wilhelm Liebknecht musz sie im gleichen Jahr von der Räumung, sie waren einige Wochenmieten im Rückstand, berichten:
„Sämtliche Sachen wurden beschlagnahmt, sogar die Briefe und alle vollendeten, angefangenen oder vorbereiteten Arbeiten. Einige Bücher, die wir noch retten konnten, und die Betten abgerechnet, trugen wir nur fort, was wir gerade auf dem Leibe hatten. Außerdem fanden wir mit den kleinen Kindern in keinem Hotel ein Zimmer, so daß wir abends 9 Uhr noch obdachlos durch die Straßen wanderten, bis uns ein Landsmann ein Zimmer abtrat. Einstweilen ziehen wir, bis wir wieder eine Wohnung haben, von einem Russen zum anderen.“ (zit. n. Gilbert Badia, Clara Zetkin, Eine neue Biographie, Berlin 1994)

Dank Zuwendungen aus Deutschland kann sie 1888 in Leipzig eine beginnende Tuberkulose ausheilen. Die Sozialistengesetze gelten noch. Dennoch spricht Clara Zetkin in Leipzig zum ersten Mal – als „französische Genossin“. Das undercover dient nicht dem Image, sondern ihrer Sicherheit.
Bald nach ihrer Rückkehr stellt sich heraus, dasz Ossips Krankheit, die zunächst für Rheuma gehalten wurde, unheilbar ist. Er stirbt zu Beginn des Jahres 1889 mit 39 Jahren. Clara Zetkin ist 31 Jahre alt.
Sie spricht nicht von Doppelbelastung, sondern dasz sie abends, bevor sie nachts schreibt, „müde und zerschlagen wie ein abgerackerter Droschkengaul“ sei. Sie studiert die marxistische Theorie – den ersten Band des Kapitals und Engels’ druckfrischen „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“.

Sich einer historischen Person, einer Frauensperson nähern, heiszt immer wieder Farben abzugleichen, Bilder und Begriffe übereinanderzublenden, zu vermengen und wieder trennen zu wollen.
Das Eigene und das Fremde. Ist Muttersein nicht immer Falle? Den Frauen standen keine Verhütungsmittel zur Verfügung. Frauen müssen immer mehr leisten. Über ihnen schweben Rabenmütter- wie Dummchen-Verdächtigungen, die Männer kaum je treffen.

Zetkin ist zerrissen zwischen Mutterschaft und geistigem Tun – Lesen, Studieren, Schreiben, politisch Handeln.
(Simone de Beauvoir wird das später Immanenz und Transzendenz nennen.)
1901 wird sie über diese Zerrissenheit befragt:

„Sehr schwer empfand ich die Unmöglichkeit, in dem Maße, wie ich es wünschte, an meiner systematischen Weiterbildung zu arbeiten, mich in größerem Umfang der sozialdemokratischen Bewegung zu widmen. Erst später habe ich erkannt, daß ich gerade in jener äußerlich wenig fruchtbaren Zeit innerlich am weitesten gereift bin und zuerst angefangen habe, das Gelernte, Erstudierte geistig selbständig zu verarbeiten.“  (ebenda)

Das Eigene und das Fremde. Die Belle Epoque drauszen, die Bohème, die Gegenöffentlichkeit organisiert. Den Neoliberalismus drauszen, das Prekariat, das Kultur produziert.

Neoliberalismus? Hier mal eine Definition.

Moment, was ist noch mal, wir sind ja noch gedanklich im 19. Jahrhundert, Neoliberalismus. Hier eine griffige Definition:

„Neoliberalismus kann verstanden werden als politisches Projekt kapitalistischer Eliten, das die Wiederherstellung der unbeschränkten Autonomie der Besitzer von Geld und Produktivvermögen zum Ziel hat. Eine Koalition von trans-nationalen Konzernen, Finanzkapital und oberer Mittelschicht setzt mit regierungsamtlicher Hilfe ein allein an der Renditeerwartung der „Shareholder“ orientiertes Modell der ökonomischen Modernisierung durch und betreibt mit Lohnsenkungen und dem Abbau von Sozialleistungen zum einen, der Privatisierung von öffentlichem Eigentum und immer neuen Steuergeschenken für Konzerne und Vermögende zum anderen eine groß angelegte Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben.“ (Thomas Gerlach: Die Herstellung des allseits verfügbaren Menschen, Münster 2002)

… wobei Sinnstiftungen, Betonung von Identitäten und Identifizierung, also nachdrücklicher Bewusztseinsbildung eine besondere Bedeutung zukommt.
Wobei uns Prekariat einfällt.

Der Begriff ist neu, findet in den 1990ern Eingang in Vokabular und Diskurs.
Doch precaire wird Teil von Clara Zetkins aktivem Wortschatz gewesen sein – unsicher, ungewisz, schwankend.

2. Das Photo

 

Clara Zetkin und Rosa Luxemburg auf dem Weg zum Parteitag in Magdeburg 1910

Clara Zetkin und Rosa Luxemburg auf dem Weg zum Parteitag in Magdeburg 1910

Das Photo ist einhundert Jahre alt. Das Photo ist genau so alt wie der Internationale Frauentag. Zwei Frauen auf grobem Pflaster, die ein Ziel haben – es ist der Magdeburger Parteitag der SPD im Jahre 1910. Clara Zetkin in langem Mantel über bodenlangem hellen Rock schaut herausfordernd, ihre Mütze möchte eine Schiebermütze sein. Zetkin ist 52 Jahre alt. Sie ist aus Württemberg angereist, wo sie Herausgeberin der „Gleichheit“ ist. Die zierlich, fast zerbrechlich wirkende 38jährige Rosa Luxemburg hat sich bei der Freundin eingehakt, wobei die Ältere mehrere Augenoperationen hinter sich hatte, die ihre Sehkraft nicht haben wiederherstellen können. Knapp zehn Jahre zuvor hatten die beiden sich auf einem SPD-Parteitag kennen gelernt und wurden schnell enge Freundinnen. Rosa Luxemburg hatte ein Zimmer in Sillenbuch, wo Zetkin mit ihrem zweiten Mann, dem Maler Friedrich Zundel lebte. Beide Frauen kämpfen gegen die Rechten in der Partei. In politischen Fragen ist es angeblich die jüngere, die die ältere berät.

1910 also. Hamburg: die zweitgröszte Stadt im Reich wird Millionenstadt. Der Wasserturm auf der Sternschanze, heute Mövenpick, wird gebaut. Landungsbrücken, alter Elbtunnel und das Vorlesungsgebäude der Universität sind im Bau. Wichtiger: Zum ersten Mal können Mädchen in Hamburg Abitur machen.

1909 hatte Zetkin mit dem Freund Karl Kautsky gebrochen, da der sich dem Willen der Parteiführung beugte und einen Aufsatz „korrigierte“ – d.h. abschwächte. Andere Konflikte brachten sie ebenfalls in Widerspruch zur Parteispitze – das war z.B. eine Auseinandersetzung um einen Generalstreik zur Abschaffung des preuszischen Dreiklassenwahlrechtes (Zetkin, überflüssig zu sagen, votierte dafür).

Bei einem informellen SPD-Spitzen-Treffen, an dem auch Clara Zetkin und Rosa Luxemburg teilnahmen, gingen die beiden spazieren und verspäteten sich. August Bebel und Karl Kautsky erwarteten die Beiden in Sorge, befand sich doch in der Nähe ein Truppenübungsplatz. So empfingen sie Zetkin und Luxemburg mit der scherzhaften Bemerkung, mann habe bereits diskutiert, was auf den Grabstein der beiden graviert werden solle. Eine der beiden, es ist nicht überliefert, welche, soll dazu gesagt haben:
„Warum nicht einfach: Hier ruhen die beiden letzten Männer der deutschen Sozialdemokratie?“

3. Feiern Sie mit, Madame Zetkin?

Ort der Handlung: ein Hafenschuppen aus der Kaiserzeit, gemietet von der Eventagentur …, der Name tut hier nichts zur Sache. Dank einer einmaligen und ganz tollen Spende können wir in dieser authentischen Arbeiter-Atmo den 8. März feiern. Ja, sie hörten richtig, „Spende,“  richtig old school, nicht Sponsoring – den Namen werden wir ganz diskret im Abspann zu dieser Sendung nennen. „Feiern Sie mit, Madame Zetkin?“ Spontan habe ich die französische Anrede gewählt, Madame Zetkin lebte sieben Jahre in Paris. (Das war von 1882, sie war 25 Jahre alt, bis zum Fall der Sozialistengesetze im Jahr 1890.) Zetkin ist eigentlich ein angenommener Name, der ihres ersten Mannes, Ossip Zetkin, den sie nicht heiraten konnten –  Madame Eißner, aber darauf reagiert sie nicht, hallo? Warum das so war, kann ich Ihnen aber auch sagen: nach damaligem deutschen Recht hätte sie die deutsche Staatsangehörigkeit verloren. Ihr geliebter Mann war 1880 verhaftet und aus Deutschland ausgewiesen worden.

Liebe Klara Zetkin, ich kann Ihnen sagen: mich ärgert, dasz Ihre Biografinnen und Biografen dazu neigen, Sie ganz einfach duzen, Sie „Klara“ nennen. Bei Männern erlaubt sich doch kaum Jemand diese eigensinnige Vertraulichkeit. Ach, Sie sehen das anders?
Sie haben sich ja nur mit Wenigen geduzt, hielten die Duzerei für eine Modeerscheinung, womit die Sache für Sie schon durch war. Irgendwie klassisch, ja, natürlich, klassenbewuszt, ich verstehe, dasz Mme Zetkin das nicht versteht. Hallo, Madame Zetkin?

Clara Zetkin auf dem Internationalen Kongress für gesetzlichen Arbeitsschutz in Zürich 1897.

Clara Zetkin auf dem Internationalen Kongress für gesetzlichen Arbeitsschutz in Zürich 1897.

Dort das Buffet, ja, Zetkin wird begleitet von ihren Söhnen Maxim und Kostja, sowie von ihrer Sekretärin Hertha Gordon-Osterloh. Frau Zetkin war ja, ich musz mal eben unauffällig spicken, von 1920 bis 1933 Mitglied des Reichstages.

Wir haben ein regionales oder Motto-Büffet aufgebaut. Jede Station Ihres Lebens ist hier culinarisch vertreten. Beginnen wir mit Sachsen! Hier sind die Leipziger Lerchen der absolute Star! Was, das kennen Sie nicht – ein Mandelgebäck in Muffin-Form. Klara Eißner kam 1872, fünfzehnjährig, nach Leipzig, ins Lehrerinnenseminar von Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt und dort in Kontakt mit erstens der Frauenbewegung, zweitens durch eine russische Freundin, die wie sie die gute Ausbildung genosz, die einzige für Frauen mögliche, mit deutschen und russischen Sozialisten. Ein Glas Medoc für die französische Commune!  Was Sachsen angeht, präsentiert sich hier eine sehr schlichte und ich möchte sagen, allgemeinverständliche Küche mit lauter sehr bekömmlichen Köstlichkeiten.
Wir servieren Lauchsuppe – lactose- und glutenfrei, vegetarisch und fast fettfrei.  Und alternativ Stampfkartoffeln mit Leinöl.
Der Löwenzahnsalat, sehr gesund, erinnert an das Jahr 1904: im sächsischen Crimmitschau, unweit von Wiederau, wo Zetkins Wiege stand, streikten die Textilarbeiterinnen. Wir haben übrigens bewuszt ein Leintuch, so ein richtiges Museumsstück/ wie Groszmutter es hegte und pflegte, als Unterlage gewählt. Die Arbeiterinnen, es waren in der Mehrheit Frauen, und Arbeiter hatten sich Jahre zuvor gewerkschaftlich organisiert, um für die Verkürzung des Arbeitstages von 11 auf 10 Stunden zu kämpfen. Clara Zetkin stärkte den Frauen, die allesamt am Rande ihrer physischen Erschöpfung wankten, den Rücken. Der Kampf muszte abgebrochen werden, ohne dasz die Arbeitgeber sich bewegt hatten.

Für Paris haben unsere kreativen Köchinnen und Köche sich vom Thema French-Russian Fusion inspirieren lassen, da Klara Zetkin sich in überwiegend russischen Emigrantenzirkeln bewegten, Bohème, Politische Menschen, Lebenskünstler. Blinis mit überraschendem Filling. Sie korrespondieren mit den schwäbischen Maultaschen, wohin es 1890 ging. Stuttgart. Ein groszartiges Ereignis, es läszt Sie und Millionen anderer Sozis aufatmen, und eine persönliche Katastrophe – das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, kurz: Sozialistengesetz, wird aufgehoben. Und der Tod des Gefährten. So gebietet es nicht nur die historische Korrektheit, hier keine Champagner- oder Krim-Sektkorken knallen zu lassen, leider.
Wie ein Turm die angeschlagene Emaille-Kanne mit dem Kräutertee – eine Erinnerung an die Zeit im Gefängnis in Karlsruhe im Ersten Weltkrieg.

Für Berlin die deftigen Klassiker, Molle, Bulette, Gurke – aber ungewohnt präsentiert.

Clara Zetkins Internationalismus, ihre vielen und weiten Reisen, sind wie für die moderne internationale Küche gemacht – wie sich hier die Tische biegen unter den Köstlichkeiten der orientalischen Sowjetrepubliken: die armenische, die aserbaidschanische, die tadschikische, die usbekische, die turkmenische Sowjetrepublik etwa – was wurde da getafelt, wenn die Genossin Zetkin, die Freundin, die Kämpferin die Frauen, die frischgebackenen Sozialistinnen, mit ihrem Besuch beehrt. Mit Ihrem Besuch!

Der Anlasz, fragen Sie, fragen Sie wirklich nach dem Anlasz unseres Festes, Frau Genossin Zetkin?

Dann erinnere ich Sie! Gern sogar. Bei der ungeheuren Menge Ihrer Kämpfe haben Sie das vielleicht nicht präsent.

Obwohl, Ihre letzte Rede hielten Sie am 8. März 1933, drei Monate später starben sie, 75jährig.
In der Sowjetunion, Ihrem gelobten Land. Und der Anlasz war doch der von Ihnen erfundene Weltfrauentag.

Ganz kurz die hundertjährige Geschichte:
Vor einhundert Jahren, vom 26. bis zum 28. August 1910 tagt in Kopenhagen die Zweite Internationale Sozialistische Frauenkonferenz. Ihr Thema: das Frauenwahlrecht. Maszgebliche Rednerinnen und Organisatorinnen sind Käthe Dunkers (1871 – 1953) und Sie, Clara Zetkin. Sie beide schlagen vor, einen Internationalen Frauentag zu begehen, um politischen Druck aufzubauen. Ein Agitationstag! Im März ist er – eine Anknüpfung an die Vormärzlerinnen, an den Aufbruch der bürgerlichen Frauenrechtlerinnen der gescheiterten 1848er Revolution. Aus dem Aufruf zum ersten Internationalen Frauentag im März 1911:

„Die Frau des zwanzigsten Jahrhunderts ist politisch mündig geworden, und trutziglich fordert sie ihre Staatsbürgerrechte … Darum auf ihr Frauen und Mädchen des arbeitenden Volkes, auf in den Kampf um Euer Staatsbürger-recht! Der 19. März ist Euer Tag, an dem Ihr es satt habt, als Gleich-verpflichtete, aber Minderberechtigte Euch zu mühen!“

An diesem 19. März 1911 demonstrieren in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz Tausende von Frauen. Allein in Berlin gehen 45 000 Frauen auf die Strasze. In Hamburg gab es 16 Versammlungen für das Frauenwahlrecht mit 4.500 TeilnehmerInnen. Eine solche Bewegung hat die Welt noch nicht erlebt.

Und jetzt können wir zurückschauen und uns zurücklehnen. Wir haben seit 90 Jahren das Wahlrecht – und die Herrschaft der Sozialdemokratie haben wir ebenfalls hinter uns gebracht. Wir leben in postindustriellen Zeiten. Wenn ich um die Punkte eins bis fünf der 1911 einstimmig verabschiedeten Resolution bitten dürfte?!

„1. Die Forderung nach dem Frauenwahlrecht ist die notwendige Folge der durch die kapitalistische Produktionsweise bedingten wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen, die die Stellung der Frau von Grunde aus umgewandelt hat.
2. Zehn Millionen Frauen, die im gesellschaftlichen Produktionsprozesse tätig sind, die Millionen Frauen, die als Mütter Gesundheit und Leben aufs Spiel setzten, die als Hausfrauen die schwersten Pflichten übernehmen, erheben mit allem Nachdruck Anspruch auf soziale und politische Gleichberechtigung.
3. Die Frauen fordern das Wahlrecht, um teilzunehmen an der Eroberung der politischen Macht zum Zwecke der Aufhebung der Klassenherrschaft und Herbeiführung der sozialistischen Gesellschaft, die erst das volle Menschentum dem Weibe verbürgt. Damit gewinnt die Frage des Frauenstimmrechts erhöhte Bedeutung für den Klassenkampf des Proletariats.
4. Die Sozialdemokratie ist die einzige politische Partei, die jederzeit den Kampf für die volle politische Gleichberechtigung des Weibes geführt hat und führt.
5. Die Versammelten erklären deshalb, daß sie sich zur Erringung des Frauenwahlrechts in die Reihen der Sozialdemokratie stellen und mit aller Energie und Begeisterung für die Eroberung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts zu allen öffentlichen Vertretungskörpern für alle über zwanzig Jahre alten Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts kämpfen. … Die wachsende Macht der sozialdemokratischen Partei (ist) die alleinige Gewähr … für die Demokratisierung aller öffentlichen Einrichtungen und für die Befreiung der Arbeiterklasse von der Klassenherrschaft.“

Genossin Klara Zetkin, ab März 1914 ist der Frauentag der 8. März. Dann ist ein Kampf – im Kriege – nicht möglich. Am 8. März 1917 gehen in St. Petersburg die Textilarbeiterinnen auf die Strasze und fordern BROT UND FRIEDEN.
Der Gründungskongresz der USPD 1917 fordert die Fortführung des Frauentages. Am 12. November 1918 wird das Frauenwahlrecht verkündet. Am 19. Januar 1919 findet in Deutschland das erste Mal eine Wahl statt, bei dem alle Frauen das aktive und passive Wahlrecht haben. 1923 bekommt der 8. März in der Sozialistischen Arbeiterinternationale wieder einer gröszere Bedeutung. Dann vor allem ein Kampftag gegen den Faschismus. Und ab 1933 ist der Muttertag nationaler Feiertag – praktischerweise ein Sonntag.

Lassen Sie uns nun – aber, Frau Zetkin, Genossin Clara Zetkin, Hallo…

Sie ist gegangen, sie ist einfach rausgegangen, Frau Zetkin hat eine vorbereitete Rede gehalten und ist zum nächsten Termin. Hat sie sich was einpacken lassen? Nichts, gar nichts? Und warum wollte sie nicht bleiben?

Sie liesz uns eine lose Seite eines Manuskriptes da, ich lese das mal eben:

„Das Frauenwahlrecht gehört zu jenem geistigen Dynamit, das Bresche in den Unverstand der Massen wie in die politische Herrschaftsstellung der besitzenden Klassen legt. (…)
Innerhalb der allgemeinen Wahlrechtskämpfe aber fällt den Genossinnen eine doppelte Aufgabe zu. Ihnen vor allem kommt es zu, die Masse der Proletarierinnen für diese Kämpfe zu sammeln und zu schulen, dann aber auch andererseits dafür zu wirken, daß die Forderung des Frauenwahlrechts in ihnen mit Treue allgemein verfochten wird. (…) Kein Vergessen der Tatsache, daß wir durch unermüdliche energische Arbeit die Vorbedingung dieses Sieges (Erringung des Wahlrechtes – W.J.) schaffen: Die Revolutionierung Hundert-tausender Köpfe! Die Revolutionierung der Köpfe nicht blosz zugunsten des Frauenwahlrechts, vielmehr zugunsten der gesamten sozialistischen Auf-fassung. Auch den Kampf um das Frauenwahlrecht betrachten wir im Lichte jenes Satzes aus dem „Kommunistischen Manifest: „Das eigentliche Resultat der proletarischen Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern die immer weiter um sich greifende Vereinigung der Arbeiter.“
Denn wir führen den Kampf um das Frauenwahlrecht nicht als einen Kampf zwischen den Geschlechtern, sondern als Klassenkampf zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten. Wir führen ihn nicht zusammen mit den bürgerlichen Frauen gegen die Herrschaftsstellung des Mannes ohne Unterschied der Klasse, sondern gemeinsam mit allen Ausgebeuteten und Entrechteten ohne Unterschied des Geschlechts gegen alle Ausbeutenden und Herrschenden ohne Unterschied des Geschlechts.“
(aus: Zur Frage des Frauenwahlrechts – von Klara Zetkin, Berlin 1907 – Referat auf der Konferenz sozialistischer Frauen zu Mannheim.)

4. Der Spalt

Der Spalt ist ein Ort. Für Clara Zetkin ist er Landschaft, Motiv, vielleicht Antrieb, am Ende potentielle Lebensgefahr. Sie miszt aus, sie überwindet, sie bleibt standhaft. Die zweimal Exilierte leidet am Risz, der durch Deutschland geht und strebt die Überwindung nationaler Grenzen an.

Das Mind the Gap!  warnt blosz die britische Benutzerin der U-Bahn. Gäbe es akustische oder optische Warnsignale allüberall vor den Fehlstellen-Orten, das ist es, das Wort (Spalt) markiert ein Stück Welt, das fehlt, folgte der Wegfall von Bewegung im öffentlichen Raum. Hier ist „Welt“ allerdings naiv aufgefaszt als etwas Solides, etwas naturwissenschaftlich Ergründbares.

Spalt, auch (kleiner) Kluft oder (ausgeprägter) Abgrund, sind Situationen, über die wir uns spannend legen können, die nackten Füsze am einen, die Finger festgekrallt am anderen Ende, darüber hin laufen leicht Menschen, darunter liegen die Gestürzten, die Gemeuchelten, die Opfer der Säuberungen und Geheimverträge.

Kurios ist, dasz der Plural (klanggleich mit dem Verb – einen Spalt herstellen) Spalten etwas Handlich/ Praktisches meint: Im Winter gab die Mutter Fritzchen einen Apfelspalt, dieweil der Vater mit der Axt ans Holzspalten ging. Die Tür stand einen Spalt offen, durch die wir das sehen und wir klappen sie hiermit zu, weil es ums Offene, wahlweise: Leere, Gähnende, Gefahrvolle geht.

Wieviele Bewegungen war die proletarische Frauenbewegung?
Die Frage ist nur grammatikalisch absurd – wenn wir die proletarische Frauenbewegung, deren Kampftag der nun hundert Jahre alte 8. März ist, vergegenwärtigen, erinnern wir ihre wichtigste Theoretikerin, Clara Zetkin. Keine gespaltene oder multiple Persönlichkeit. Aber Zetkin hat in einem staunenswert arbeitsreichen Leben gekämpft für Frauenrechte, für den Sozialismus, für den Kommunismus, für den Frieden. Ein Bild einer Demonstration, ich stelle es mir vor, ob es eins gibt, von der ersten Frauen-Demo gegen den Krieg im Groszen Krieg weisz ich nicht. Am 15. März 1915 trafen sich mehrere hundert Frauen vor dem Berliner Reichstag, in das Frauen keine Frauen hinein wählen konnten, und riefen, forderten, pöbelten, trugen Forderungen vor sich – das ist noch keine Beschreibung. Die Frauen tragen dunkle, bodenlange Kleider, in denen wir uns das Fortbewegen mühsam denken, sie recken Regenschirme und Stöcke in die Luft, sie tragen Hüte. Einige haben die Grösze von Wagenrädern, ohne deren Schlichtheit zu haben. Daraus können wir folgern, dasz sich nicht nur Proletarierinnen eingefunden haben, um gegen den Krieg, (der diesmal im Ausland bleiben wird,) zu protestieren. Die Frauen haben altmodische Gesichter. Hunger-Gesichter tragen sie im nächsten Winter. Ebenfalls im März 1915 tagt in Bern die „Internationale Frauenkonferenz gegen den Krieg“. Unerkannt über die Grenze gereist war aus Deutschland Clara Zetkin, aus Ruszland Nadeshda Krupskaya, die Frau von Lenin – und Frauen aus Frankreich, England, Polen, Italien, Holland und der Schweiz. Rosa Luxemburg (Staatsangehörigkeit: russisch) nicht, denn sie ist seit Februar 1915 im Gefängnis. (Im Januar 1916 kommt sie frei, doch schon im Juli 1916 wird „Schutzhaft“ über sie verhängt und erst am 9. November 1918 öffnen sich die Gefängnistore für sie. Zwei Monate später wird sie ermordet. Geb. am 5. März 1871, gest. am 15. Jan. 1919.)

Das beschlossene Manifest, das überall nur illegal verbreitet werden kann, endet mit: „Der Sozialismus allein ist der künftige Menschheitsfriede. Nieder mit dem Kapitalismus, der dem Reichtum und der Macht der Besitzenden Hektatomben von Menschen opfert! Nieder mit dem Kriege! Durch zum Sozialismus!“
Die Feststellung, „nicht die Verteidigung des Vaterlandes, seine Vergröszerung ist der Zweck des Krieges“ entspricht nicht der Auffassung der Mehrheit der Sozialdemokraten. Ende des Jahres lehnen einige soz. Abgeordnete erstmals die neue Kriegskreditvorlage ab.

Ein Jahr zuvor, im Dezember 1914 schrieb Zetkin an Heleen Ankersmit:
„Das verhängnisvollste an der gegenwärtigen Situation ist, daß der Imperialismus alle Kräfte des Proletariats, alle Einrichtungen und Waffen, die seine kämpfende Vorhut für den Befreiungskampf geschaffen hat, in den Dienst seiner Zwecke genommen hat. Daß er dies so restlos tun konnte, daran trägt die Sozialdemokratie die Hauptschuld und Hauptverantwortlichkeit vor der Internationale und der Geschichte.
Die Bewilligung der Kriegskredite (Anm.: am 4. August) hat das Signal zu einem ebenso weitfassenden als schimpflichen Mauserungsprozeß der Mehrheit der deutschen Sozialdemokratie gegeben. Diese Mehrheit ist heute nicht mehr proletarische, sozialistische Klassenkampfpartei, sondern nationalistische soziale Reformpartei, die sich für Annexionen und Kolonialeroberungen begeistert.“

Zetkin steht am Spalt der deutschen Sozialdemokratie. Sie weisz den Weg und die Diagnose, die ist abgekommen, ist des „Verrats“ schuldig. „Verrat“ ist die Währung. Ist es drinnen oder drauszen?
Drauszen herrscht Teuerung. Teuer ist das Morden und die Menschen tragen Hungergesichter.

Zetkin, 58jährig und gesundheitlich sehr geschwächt wird von Mai bis Oktober 1915 eingekerkert und nur gegen eine hohe Kaution freigelassen. Anklage: versuchter Hochverrat. (Übrigens hatte sie versichert, dasz es nicht um die Frage der Revolution gehe – dafür bräuchte es eine Kraft, die Frauen nicht hätten. Und die Männer seien ja an der Front.)
Nicht Spaltung, sondern Differenz: vom 28. April bis zum 1. Mai 1915 findet in Den Haag der erste internationale Frauenfriedenskongresz der bürgerlichen Frauenbewegung statt, an dem Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann teilnahmen. Die Frauen geraten in den Widerspruch zu ihren Bewegungen für die es nur noch „Dienst“ und „Vaterland“ zu geben scheint. Die Frauen überwinden die Spaltung zwischen den Ländern, deren Menschen in den Krieg gehetzt werden. Clara Zetkin hatte erwogen, an dem Kongresz teilzunehmen, kam dann aber zu dem Schlusz, dasz es den Damen blosz um Masznahmen ging, in einer fernen Zukunft den Krieg zu verhindern, „gute Menschen, schlechte politische Musikanten“ notiert sie.

Steckrübenwinter 1915

Hungergesichter tragen sie im nächsten Winter.
Der wird „Steckrübenwinter“ tituliert, bei Verdun und an der Somme hat sich der Krieg festgefressen und hält grausiges Festmahl, Frauen plündern Lebensmittelgeschäfte, Frauen werden dienstverpflichtet, z.B. um für die Hälfte des Männerlohns zwölf Stunden Granaten, Frauen streiken.  Und am Anfang des Jahres 1916 treffen sich Männer und Frauen der deutschen Sozialdemokratie, um die Herausgabe eines Bulletins namens „Spartakusbriefe“ zu beschlieszen. Clara Zetkin ist krank und kann nicht von Stuttgart nach Berlin reisen, gehört aber dazu – zu dem, was später als grösztes bürgerliches Haszobjekt identifiziert werden wird. Ihre Freundin Rosa Luxemburg ist wichtigste Initiatorin. Später werden sie Spartakus und Spartakisten genannt. Später meint das den Ort der Spaltung der deutschen Sozialdemokratie.

Spaltung, auch Abspaltung suggeriert gewolltes Tun. Bewegung, abgesehen vom portionierten Apfel, s.o., und dem Holz, das abfällt, schwingt nicht mit. So ist zu fragen, wo der Spalt ist und wer abspaltet. Wenngleich Spalt und Spaltung auch die Erhabenheit geologischer Gegebenheiten ausstrahlt.

Ausschlusz aus der SPD 1917

Obwohl die Differenzen zwischen den GenossInnen zur Parteileitung gröszer werden, obwohl auch die Gruppe der differenten GenossInnen (es sind immer nur sehr wenige Frauen) gröszer wird, wollen sie nicht den Bruch mit der SPD. Anders die SPD, die sie ein Jahr später, Anfang 1917, ausschlieszt. Wieder hindert Krankheit Clara Zetkin am Ort körperlich anwesend zu sein, der Ort der Abspaltung ist es wohl, Anfang April 1917 findet in Gotha der Gründungs-parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) statt. Zetkin trat sofort bei. Die grosze SPD entzieht ihr daraufhin das Forum – die Zeitschrift
„Die Gleichheit“. Kurz darauf wird in der „Gleichheit“ den Frauen erklärt, dasz sie aufgrund ihrer gröszeren Gefühlsbeherrschtheit sich gegen den Krieg wandten – was ja, tätschel, tätschel, an sich gut sei – aber dadurch auch offener den Einflüsterungen des Feindes und seinen „irreführenden, verhetzenden Thesen“, dasz, wer für die Kriegskredite stimme, auch für den Krieg sei. Ein ruhiger, sachlicher Berater habe den Frauen gefehlt. (Sonderbeilage der Gleichheit vom 20. Juli 1917.) Wir sind im Bilde: Zetkin überreicht den Arbeiterinnen im Paradies, nein, erstens glauben wir nicht daran, zweitens ist Krieg, einen Apfelspalt – und schnell kommt die Partei, die rechthabende Partei und entreiszt ihnen die Frucht der Erkenntnis. Nein, dafür ist es, das ist der Spalt zwischen Apfel und Erkenntnis, ist es zu spät.

Fusznote zur „Gleichheit“: in den 1890er Jahren gründen Frauen drei politische Zeitungen. 1893 die bürgerliche Zeitschrift „Die Frau“ von Helene Lange und Zetkins „Die Gleichheit“ (genauer gesagt das Relaunch der seit 1891 erscheinenden „Die Arbeiterin“). Zwei Jahre später die radikalfeministische „Die Frauenbewegung“ von Minna Cauer.
Die Auflagenhöhe der GLEICHHEIT ist beeindruckend: 23.000 im Jahr 1905, 77.000 1909, 1912 107.000 – und im Juli 1914  124.000.
Da Zetkin die Kriegszensur nicht hinnahm, nicht umschrieb, erschien die Gleichheit (kriegsbedingt in stark gesunkener Auflage) mit weiszen Flecken.
Die neue Partei war ein Kessel Buntes – Revisionisten, Reformisten, Revolutionäre. Historische Spalts, bei der Zetkin auf Seiten der „Linken“ focht.
Der Kessel geht denn auch bald hoch, das im Anti-Kriegskurs zusammen-geworfene strebt auseinander. Aber 1920 handeln die drei Parteien, die einst eine war, die SPD, die USPD und die KPD, gegründet im März 1919 gemeinsam gegen den Putsch des Offiziers Kapp – ein Generalstreik rettet die Republik.

In der Weimarer Republik und in der KPD: Zetkin ist Rechtsabweichlerin
Wiederholungen: in der KPD der Weimarer Republik gilt Zetkin als Rechts-Abweichlerin. Die Zeiten ändern sich, sagt man, eine dunkle Feststellung. Auf jeden Fall ändert sich die Politik der Partei, die Klara Zetkin im Reichstag vertritt. Schwerer die Entscheidung, ob Zetkin sich ändert, sich ändert über die Banalitäten und die Lasten der Jahre und die wachsende Weisheit hinaus.
Kurz: Zetkin ist eine Gegnerin der Thälmann und Stalin-Linie und den Verfolgungen der Andersdenkenden. Zetkin bekämpfte die „Sozialfaschismus-Doktrin“ der Genossen, die 1929 befanden: „Die Sozialdemokratie bereitet als aktive organisierende Kraft die Errichtung einer faschistischen Diktatur vor.“

Ihr Alter, ihre Freundschaft mit Lenin, ihre internationale Reputation schützen Clara Zetkin am Ende ihres Lebens davor, von den eigenen Genossen in den Abgrund gestoszen zu werden. Zu denen sie vor den Nazis geflohen war. Und aus Liebe zur Sowjetunion.

Was läszt die unermüdlich arbeitende, kranke, inzwischen Siebzigjährige all das aushalten? An den französischen Genossen Humbert-Drosz, wie sie Mitglied des Exekutivkomitees der Komintern, schreibt sie 1929:
„Ich werde mich völlig einsam und deplaciert fühlen in dieser Körperschaft, die sich aus einem lebendigen politischen Organismus in einen toten Mechanismus verwandelt hat, der an der einen Seite Befehle in russischer Sprache einschluckt und auf der anderen Seite Befehle in verschiedenen Sprach ausspuckt, ein Mechanismus, der den gewaltigen welthistorischen Sinn der russischen Revolution zu Spielvorschriften für Pickwickies-Clubs ummünzt (Anspielung auf Roman von Dickens, wo es um Benimmregeln geht).
Es wäre zum Verrücktwerden, wenn mein Vertrauen in den Lauf der Geschichte, in die Kraft der Revolution, nicht so unerschütterlich wäre.“

Mehrfach die gleiche Formulierung, Beschwörung, Mutzauber, der Maulwurf der Geschichte, grosz und klein:

„Sachlich hätte ich Ihnen nichts Erfreuliches zu berichten, doch gehöre ich trotz allem nicht zu den Pessimisten, sondern betrachte die Zukunft als unverbesserliche Optimistin. Es gibt eine Logik der Dinge und ein ehernes Muß der Geschichte, die sich triumphierend behaupten, auch wenn die Menschen mit ihrem Verstand versagen.“

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